KULINARIK

Bärenhunger auf Beerenmarmelade

Jedes Jahr freue ich mich auf den Monat Juni, wenn die ersten Beeren im Wald reif sind.

Vor einigen Jahren wollte ich eine richtig echte Waldbeerenmarmelade kochen. Kulturbeeren waren nicht erlaubt. Die Zeit der Waldbeeren beginnt im Juni mit den Himbeeren. Die sind viel kleiner als Kulturhimbeeren, aber wahnsinnig aromatisch. Schon früh im Jahr beobachte ich bei meinen Wanderungen, wo es viele Himbeeren gibt. Die Orte merke ich mir und wenn sie reif sind, gehe ich mit einer Dose raus und pflücke so viele ich finden kann. Das kann unter Umständen einige Zeit in Anspruch nehmen, aber es gibt doch nichts schöneres, als an einem warmen Junitag sonnengereifte Beeren zu sammeln. Zu Hause werden sie im Tiefkühlfach so lange zwischengelagert, bis auch die Blaubeeren und Brombeeren reif sind.

Im Juli sind dann die Blaubeeren reif. Dafür ist alljährlich eine Wanderung auf dem wunderschönen Premiumwanderweg P14 im Kaufunger Wald Pflicht. Abgesehen von der Landschaft, die mich immer an die Alpenregion erinnert, ist es eine Freude zwischen den Blaubeeren zu sitzen und sie zu pflücken. Einige wandern auch in den Mund und die unglaublich intensive Farbe färbt die Zunge ganz blau. Ob ich Angst vor dem Fuchsbandwurm hätte, wurde ich einmal gefragt. Nein, das habe ich nicht. Erstens wasche ich die Beeren bevor ich sie in größeren Mengen esse, zweitens verkoche ich sie zu Marmelade und wenn ich wirklich Angst vor dem Fuchsbandwurm hätte, dürfte ich auch nie wieder Erdbeeren essen, das wäre doch schade.

Wieder einen Monat später, also im August, werden dann die Brombeeren reif. Da gibt es große Unterschiede. Manche sind ganz saftig süß und andere schrecklich sauer. Für die Marmelade ist es einerlei. Brombeeren wachsen fast überall im Wald, da muss man keine besonderen Stellen suchen. Jetzt, wo so viele Fichtenschläge wegen des Borkenkäfers gerodet wurden, gibt es noch viel mehr Brombeeren, weil sie Brachflächen lieben. Die Blätter der Brombeeren sind im übrigen eine wichtige Nahrungsquelle für das Wild, da sie auch im Winter noch grün an den langen dornigen Ruten hängen.

Nun habe ich alle Beeren für meine Marmelade zusammen und der Bärenhunger auf Beerenmarmelade ist riesengroß. So kommen alle Beeren, gefroren oder nicht, in einen Topf und werden zu einer köstlichen Marmelade verkocht. Noch ein frisches Brot dazu und der Genuss ist perfekt!