WANDERN

Zwischen Gin und Schmetterlingen

Diemeltaler Schmetterlingssteig mit Gingenuss

Der Diemeltaler Schmetterlingssteig – Runde mit Aussicht im äußersten Westen des Naturparks Reinhardswald ist eine Reise wert.

Der Diemeltaler Schmetterlingssteig ist ein 152 km langer Rundwanderweg beidseitig der Diemel zwischen Bad Karlshafen und Diemelstadt. Er verbindet den Naturpark Reinhardswald mit dem Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Wer nicht die gesamte Strecke laufen möchte, kann eine der acht kleineren Rundwanderwege zwischen acht und 27 km Länge wählen. Ich habe mich, mit meiner lieben Freundin Ines, an Himmelfahrt für die ‚Runde mit Aussicht‘ entschieden. Warum? Weil die Ginkirche der St. Alberts Distillery auf der Strecke liegt, aber dazu später mehr. Wir starteten mit unserer Wanderung in Liebenau an der Kirche. Fasziniert von der Schönheit dieses Fachwerkstädtchens haben wir erst eine Runde um die Kirche herum gedreht, an einer hübschen Scheune und dem Herrenhaus derer von Pappenheim aus dem 18. Jahrhundert vorbei. Ein Haus ist schöner als das andere.

Strecke Liebenau – Haueda

Startschwierigkeiten

Aber zurück zur Wanderung: Die ‚Runde mit Aussicht‘ der Diemeltaler Schmetterlingssteigs hat eine längere und eine kürzere Strecke. Wir hatten uns entschlossen erst die längere Strecke auf der Südseite der Diemel nach Haueda zu laufen und nach einer ausgiebigen Pause den kürzeren Teil auf der Nordseite. An der T-Kreuzung bei den Bahngleisen in Liebenau sind wir erstmal in die falsche Richtung gelaufen. Die Beschilderung des Rundwegs im Ort ist nicht besonders gut, um nicht zu sagen fehlend. Ein Anwohner rief uns zu, dass wir’s mit Wandern an Himmelfahrt richtig machen würden. Als wir fünf Minuten später wieder bei ihm vorbei liefen, lachte er und fragte, wo wir hin wollten. Er wies uns einen Weg entlang der Diemel. Wir wollten aber auf der anderen Seite der Diemel erst einmal rauf auf die Höhe. Auch den Einstieg erklärte er uns und rief uns hinterher, dass er diese Strecke nicht freiwillig laufen würde, weil sie recht steil sei.

Los gehts…

Wir ließen uns nicht abschrecken und stapften los, vorbei an einem Kriegerdenkmal und am Kaiserlichen Postamt. Dann gings unter den Bahngleisen durch immer den Berg rauf. An der Biegung am Waldrand, bot sich auch schon der erste Fernblick über das Diemeltal. Nach dem kleinen Waldstück hatten wir den ersten Anstieg geschafft und genossen den Blick auf die Daseburg und in die wunderschöne nordhessische Mittelgebirgslandschaft. Am Ende der Felder ging es im Wald noch weiter bergauf. Hier trafen wir auf die erste Wegemarkierung für den Schmetterlingssteig, jedoch nirgends eine Bank zum Ausruhen.

Pause im Wald

Im Wald lagen endlich zwei dicke Buchenstämme am Wegesrand und wir machten ein kleines Picknick. Dieses Waldstück ist scheinbar kein Wirtschaftswald. Viele alte Bäume lagen umgestürzt herum und junger Aufwuchs streckte sich dem Licht entgegen. Tollkirschen und Schmetterlingsraupen entdeckten wir am Wegesrand und schließlich wieder der Blick auf die Daseburg.

Am Waldrand, kurz vor Haueda, stand endlich eine Bank mit Blick auf unser Zwischenziel: die Ginkirche der St. Alberts Distillery oberhalb des kleinen Dorfes. Unser Weg führte erst einmal hinunter ins Tal und vor Haueda leider ein Stück an der L3210 entlang, die zum Glück nicht sehr stark befahren ist.

St. Alberts Distillery in Haueda

Der Gang durch den Ort zeigt, dass Haueda deutlich ärmer war als Liebenau. Die noch verbliebenen, nicht verputzen oder verblendeten Fachwerkhäuser sind nicht so reich verziert und allein die Größe der Gebäude zeigt einen deutlichen Unterschied. Wir querten im Tal die Diemel und nach einem kurzen Aufstieg waren wir an der Ginkirche der St. Alberts Distillery. Ein ausgesprochen schöner Bier- äh, Gin-Garten ist vor der ehemaligen Kirche aus den 1950er Jahren entstanden mit selbst gebauten und restaurierten Gartenmöbeln, einem Holzdeck mit Liegestühlen und einer überdachten Grillstelle. In umfunktionierten Fässern wird das Wachstum des Bambus täglich liebevoll vom Inhaber persönlich begutachtet. Überhaupt ist Kai Seidenhefter gern bei seinen Gästen und hält hier und da mal einen Plausch.

Auf der Karte stehen nur zwei bis drei Gerichte (was vollkommen ausreichend ist), davon immer eines vegetarisch und alle Zutaten kommen aus der Region. Es wird gekocht was die Saison eben so hergibt und alles ist frisch. An diesem langen Wochenende gab’s was vom Grill: Schweinenackensteak, Bratwurst und für die Vegetarier einen Halloumi-Burger. Nach dem Mittagessen gönnen wir uns noch eine ‚Early Mama‘. Ein köstlicher Drink aus Gin, Earl-Grey-Tee und Ginger Ale. Obwohl es etwas windig und kühl war, haben wir die Pause an diesem wunderschönen Ort sehr genossen.

Strecke Haueda – Libenau

Auf dem Rückweg mussten wir den Berg weiter rauf. Ein paar Knabenkräuter begleiten den Weg. Eine Orchideenart, die in unseren Breitengraden auf Kalkmagerrasen wächst. Oben im Feld angekommen muss man aufmerksam sein. Hier ist die Wegemarkierung zwar groß, aber unerwartet und etwas blass auf dem Asphalt aufgemalt. Auf dem folgenden Wegeabschnitt flogen einige Schmetterlinge um uns herum, sehr passend zum Schmetterlingssteig. Schließlich führt ein Grasweg in ein kleines Waldstück hinein und am Ende öffnet sich ein letztes Mal der Blick ins Diemeltal. Wir genießen ein letztes Mal die Aussicht auf einer der wenigen Bänke die entlang des Weges stehen und verfolgen unsere Route, die wir auf der anderen Diemelseite gewandert sind. Über eine Wiese führt der Weg zurück nach Liebenau zu unserem Ausgangspunkt.

Anreise

Mit dem PKW von Kassel aus ca. 45 Minuten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Bahnhof Wilhelmshöhe stündlich ca. 1:16 Std.

Schwierigkeitsgrad

Die Strecke ist hinsichtlich der Wege gut begehbar, da sie überwiegend aus Asphalt oder Schotter bestehen. Nur ein kurzer Abschnitt verläuft durch Gras. Die Steigungen können eine Herausforderung sein.

Liebenau

Einige der prachtvollen Fachwerkhäuser, mit den großen Toren und den verzierten Rähmbalken sind eine Besonderheit. Das Diemelsächsische Bauernhaus ist eine nordhessische Abwandlung des niederdeutschen Hallenhauses. Hier befinden sich Stallungen, Erntelager und Wohnung unter einem Dach. Ein Spaziergang durch den Ort lohnt sich.

St. Alberts Distillery

Die Gin-Distillerie bietet Tastings an, die definitiv einen Besuch wert sind. Neben der Verkostung verschiedener Gin-Getränke gibt es ein regionales und saisonales Buffet und umfassende Infos zur Herstellung des nordhessischen Gins. In den Sommermonaten sollte am Wochenende eine Pause im Gin-Garten in jedem Fall in eine Radtour oder Wanderung eingeplant werden.

Diemeltaler Schmetterlingssteig von Eberschütz nach Liebenau

Noch mehr zum Diemeltaler Schmetterlingssteig gibt’s hier: Wandern zwischen Qäkern und Hajeben.