WANDERN

Runde, Strecke oder Stracke?

Warum läuft man bekannte Strecken meist in gleicher Richtung und warum läuft man lieber eine Runde oder eine Strecke von A nach B als hin und zurück? Meine Osterwanderung wurde philosophisch…

Planung und Wanderung

Der ursprüngliche Plan: parken oberhalb vom Augustinum, irgendwie zum Bergsee Asch rauf laufen und irgendwie, auf jeden Fall anders, wieder runter. Zum Raufgehen wählte ich ohne nachzudenken die Richtung, in die ich immer gehe. Nach den ersten Metern stellte ich mir die Frage: Warum mache ich das eigentlich? Wieso bin ich nicht in die andere Richtung gelaufen?

Ich muss gestehen, ich liebe diesen steinigen Pfad im Druseltal an der Geröllhalde und an Möllers-Ruh vorbei zum Asch. Dieser Weg erinnert mich irgendwie immer an die Urlaube meiner Kindheit um Ostern und im Herbst am Gardasee. Das wird wohl auch intuitiv der Grund gewesen sein, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe, denn die Alternative ist ein eher langweiliger Forstweg aus Schotter zur Löwenburg.

Umkehren wollte ich nun nicht mehr, um einmal in die andere Richtung zu laufen. Da kam mir der Gedanke, dass es doch eigentlich recht spannend sein könnte einen Weg hin und wieder zurück zu laufen. Bislang schien mir diese Variante des Wanderns eher langweilig, doch die Erkenntnis, dass sich auf dem Rückweg eine ganz neue Perspektive (um ziemlich genau 180°) ergibt, motivierte mich dies einmal zu versuchen. Also wanderte ich wie geplant zum Asch. Ich genoss die Morgensonne und das frische Grün der ersten Blätter an den Bäumen. In der beinahe glatten Oberfläche des Sees spiegelte sich der azurblaue Himmel mit ein paar Schleierwolken. Kaum jemand war unterwegs. Vom Asch aus ging’s weiter entlang des Aschgrabens bis Neu-Holland. Wieder einmal fiel mir auf, wie verschieden der Aschgraben angelegt ist. Mal sind es Felsen, die ihn einfassen, dann wieder eine Tuffsteinmauer oder Betonplatten, die das Wasser führen.

Bei Neu-Holland wird der Drusel ein Teil des Wassers entnommen und über den Aschgraben in den Bergpark Wilhelmshöhe zur Inszenierung des Steinhöfer Wasserfalls geleitet. Von hier aus kehrte ich wieder um. Ich entdeckte ein wenig Bärlauch, der mein Abendessen veredelte. Im Rückblick muss ich feststellen, dass ich vom Rückweg nicht viel mitbekommen habe. Zum einen, weil dies meine gewohnte Richtung entlang des Aschgrabens ist und zum anderen begegnete ich immer mehr Menschen, was die Ruhe für mich ein wenig störte. An Möllers-Ruh genoss ich noch ein wenig die Sonne, dann ging es zurück zum Parkplatz.

Kulinarik

Bei so viel Denkleistung und körperlicher Ertüchtigung braucht es im Anschluss Nahrung. Eine Stracke (für Liede, ddie von Usswärts kimmen: Eine regionale Wurstspezialität in gerader Form, gibt es aber auch als Runde) hatte ich leider nicht, dafür gab es aus dem Bärlauch ein Pesto zu selbst gemachten Gnocchi und dazu eine Waldmeisterbowle.

Möllers-Ruh

Der Aussichtspunkt mit Schutzhütte wurde Ende des 19. Jh. zu Ehren des preußischen Politikers und Beamten Eduard von Möller errichtet. Er setze sich für die Interessen der Kasseler Bevölkerung ein, z. B. machte er die Gemäldegalerie der Öffentlichkeit zugänglich.

Der Ausblick von Möllers-Ruh ins Druseltal hinunter ist heute noch zwischen den Buchen hindurch zu erahnen. Von der Schutzhütte sind nur noch die Treppenanlage und Fundament vorhanden.

Asch

Der Asch ist ein kleiner künstlich angelegter See auf dem Hunrodsberg, aus dem Wasser für den Steinhöfer Wasserfall im Bergpark Wilhelmshöhe entnommen wird. Ursprünglich wurde er angelegt, um den Burggraben an der Löwenburg mit Wasser zu füllen und einen Wasserfall in der Wolfsschlucht zu inszenieren. Dieser Traum des Landgrafen Wilhelm IX. wurde jedoch nie realisiert.

Neu-Holland

Der Name für die heutige Siedlung im Druseltal kommt von der durch einen Architekten Namens Holland errichteten Gaststätte. Bereits 1897 eröffnete der Lohnkutscher Heinrich Hoffmann etwas oberhalb des heutigen Standorts eine Gaststätte im Nebenerwerb.